Das Verbotsschild dominiert die Mitte des Bildes, aber am linken hinteren Rand sieht man ein Betonhaus über die vorne stehenden schönen alten Häuser hinauswachsen. Man möchte ihm zurufen, auch für Betonklötze gelte das erwähnte Parkverbot, doch wer deutsche Städte kennt, weiß, dass dort, wo es zählt, Verbotsschilder, die sich die Farbe aus den Lungen schreien können…
Solch leichtsinnige Lustigkeit ist jedoch nur eine Seite Lutz Kaspers. Es finden sich auch Bilder, die eine große Stille ausstrahlen, und zwar eine, die nicht unhörbar in oberen Gefilden schwebt, sondern gleichsam in tiefen Tönen schweigt, anders gesagt: die geradezu von einer wahrhaften Stille sind. Wohl nicht zufällig bleiben diese Bilder ohne Verschiebung der Perspektive und des Farbraums, bleiben die Linien hier senkrecht.

Diese Werke lassen sich als Brücke nutzen zu der Serie „ashes to ashes – colours to colours“. Es ist die Auseinandersetzung mit dem Tod. Was aber der Titel behauptet, nämlich die klare Ordnung, die sichere Abgrenzung, von Staub einerseits und Farbe andererseits, wird von jedem einzelnen Werk in Frage gestellt. So wird das tote Antlitz eben nicht aschgrau, sondern bleibt bunt, während umgekehrt das Bunte der Bedrohung des Vergehens nicht zu entfliehen vermag. Ein Sterben schon im Leben. Ein Leben noch im Tod.

Aus der Eröffnungsrede am 8. 7. 2007 von Hans Jürgen Herschel, Ausstellung „Neuland 6“ im Kunstverein Speyer mit Lutz Kasper, Dirk Klose, Oliver Schollenberger:

(... Auch) bei Lutz Kasper wachsen die Bilder nicht primär aus dem Gesehenen, sie sind nicht Fixierungen des Augen-Blickes, sondern zielen auf die Sichtbarmachung von etwas, das vor dem Akt des Malens noch gar nicht existiert. Bei der Befreiung von der Diktatur des sich dem Auge Aufdrängenden leistet die Veränderung der Perspektive entscheidende Dienste. Sie führt bei dem Bild „Trichterstraße“ zu einem ganz unwirklich, teilweise fast abstrakt wirkenden Bild, sie transformiert beim Werk „Hof II“ das realistisch Scheinende in einen abstrakten, spiralförmigen Mikrokosmos, der kaum noch seine Verwandtschaft mit der Figuration verrät.
Oft ist es der Schwung einer Straßenlaterne, der die Perspektive und damit das Bild dynamisiert, gleichsam den Takt angibt für die lustvolle Vertreibung alles Lotrechten.

Mit der Perspektive verschiebt Lutz Kasper auch den Farb-Raum, er sieht sich als „Farb-Tonsetzer“, der mit den Farben musiziert und zum munteren Tanz einer alternativen Wirklichkeit anspielt. Wie lichttrunken wirken manche seiner Bilder und in dieser Atmosphäre entspringen übermütige Titel: „Parkverbot mit Fichte“ etwa, eine wohl nur in deutscher Kunst vorstellbare Kombination.

Lutz Kasper Signatur